Man kann es leicht im persönlichen Umfeld beobachten:

    Verwandte, Freunde oder Kollegen haben zu bestimmten Themen oft feste Überzeugungen. Dies kommt meist aus der eigenen Lebenserfahrung heraus, hat aber auch viel mit dem Lebensumfeld zu tun, das heißt mit dem sozialen Umfeld, dem Elternhaus oder der Erziehung durch Eltern und Lehrer.

    Feste Überzeugungen können Sicherheit schaffen. Sie stellen eine Art Schutzwall dar. Wer feste Überzeugung preisgibt, zeigt Schwäche und läuft Gefahr, unterzugehen.

    Schwierig oder kritisch wird es, wenn aus festen Überzeugungen heraus andere Menschen beurteilt und vielleicht sogar verurteilt werden. Im schlimmsten Fall sind dann nicht nur eigene Überzeugungen sondern Vorurteile mit im Spiel. Sie können zu Ausgrenzung, Diskriminierung führen oder am Ende in Gewalt umschlagen.

    Welchen Rat oder welche Ausrichtung gibt uns hier Gottes Wort – die Bibel?

    Zu dem Propheten Jeremia hat Gott gesprochen:

    So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr.

    Gott kennt die Eigenart des Menschen, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und seine eigene Meinung für die richtige zu halten. Es steckt in jedem drin, der Klügste, der Stärkste oder der Erfolgreichste sein zu wollen. Es zählt zum Grundübel der menschlichen Natur, man kann es auch als Sünde bezeichnen, dass er Gott beiseiteschiebt, dem eigentlich die Ehre gehört. Denn Gott hat den Menschen geschaffen.

    Soviel zum Verhältnis zu Gott. Was folgt aber zum Verhältnis gegenüber dem Mitmenschen?

    Der Apostel Paulus schrieb dazu an die Christen der Provinz Galatien: Durch Christus wurde euch die Freiheit geschenkt, liebe Brüder und Schwestern! Das bedeutet aber nicht, dass ihr jetzt tun und lassen könnt, was ihr wollt. Dient vielmehr einander in Liebe.

    Wir werden durch dieses Wort erinnert an die große Freiheit, die Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz für die Menschen erworben hat, die an ihn glauben. Gemeint ist eine Freiheit vor Gott: Er vergibt dem Menschen Sünde und Schuld und macht ihn frei davon. Daraus leitet Paulus aber eine Umkehr des eigenen Denkens ab: Nicht mehr meine Überzeugung und die Erfüllung meiner Lebensziele steht im Mittelpunkt, sondern die Frage: Was dient dem anderen, dem Mitmenschen?

    Aus dem gleichen Grund heraus schrieb Paulus an die Menschen in der griechischen Stadt Philippi: Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.

    Es ist gewiss nicht leicht, den Blick von sich selbst zu wenden, und die Würde des anderen höher zu achten. Wie kann man das schaffen? Woher soll dazu die Kraft kommen? Wer ehrlich ist, der muss zugeben, dass er daran immer wieder scheitert!

    Es fängt mit einem Gebet an: Nicht mein Wille soll in meinem Leben geschehen, sondern dein Wille, Gott. Oder wie es der Liedermacher Jörg Swoboda in einem Vers zum Ausdruck bringt: Dass ein Mensch die Umkehr schafft, wirkt deine Kraft!

    Verfasst von Katharina Schnelzer am 13. September 2023.