Wohl jeder kennt diese Frage, die sich in den letzten Jahren eingebürgert hat, wenn man im Supermarkt, an der Tankstelle oder im Bekleidungsladen an der Kasse zahlt.
Mancher nimmt den damit verbundenen Rabatt gerne in Anspruch, andere nervt die ständige Fragerei, vor allem wenn man vom Typ her nicht zu den Sammlern gehört. Die Mitarbeiter an der Kasse werden sicher auch nicht immer Lust darauf haben, die Frage tausendfach zu wiederholen, aber das Unternehmen verlangt es halt von ihnen.
Wir sind es auch in anderen Bereichen gewohnt, dass man Punkte sammeln muss, zum Beispiel wenn man als Sieger auf dem Podest stehen will. Die letzte Saison in der Bundesliga hat dies wieder einmal sehr deutlich gemacht: Bis zum letzten Spieltag ging es darum, um diese „Punkte“ zu kämpfen, die letztlich allein über Sieg und Niederlage entscheiden.
Wir haben dieses Ringen nach „Punkten“ und nach Erfolg oft so verinnerlicht, dass diese Haltung auch das Glaubensleben bestimmen kann. Wohl jeder, der an Gott glaubt und ihn ernst nimmt, wird das Gefühl nicht los, dass er (oder sie) Gott etwas beweisen muss.
Schließlich gibt es da ja die zehn Gebote, die man als guter Christ halten muss. Und es kann sicher auch nicht schaden, wenn man ab und zu in die Kirche geht. Das ist vermutlich gut für das „Punkte-Konto“ bei Gott. Nun, der Gedanke, sich regelmäßig mit anderen Christen zu treffen, ist sicher nicht verkehrt.. Dabei geht es aber nicht darum, eine Leistung vor Gott (oder dem Pfarrer) zu erbringen, sondern in erster Linie das Wort Gottes zu hören und Gott mit Liedern oder mit Gebeten gemeinsam zu loben.
Denn nur dann, wenn wir uns mit Gottes Wort, der Bibel, befassen und uns darauf einlassen, können wir Gott so erkennen, wie er wirklich ist und nicht so, wie wir ihn uns vorstellen. Vielleicht hören wir dann auch wieder einmal neu, was Jesus sagte, als er nach dem wichtigsten Gebot gefragt wurde.
Erstaunlicher Weise sagte Jesus, das wichtigste Gebot sei, dass man Gott liebt. Also nicht „Punkte sammeln“ sondern Gott einfach gern haben. Wenn man dies einmal ganz bewusst tut, wird man Gott plötzlich in einem ganz anderen Licht sehen: Nicht unsere Leistung zählt, sondern Gott möchte, dass wir ihn erkennen als den liebenden Vater, dem nichts wichtiger ist, als sich um jeden Menschen wie um sein eigenes Kind zu kümmern.
Ist das wirklich so einfach? Müssen wir denn gar nichts tun, überhaupt keine Punkte sammeln auf einem Konto?
Nun auf eine wesentliche Herzenshaltung kommt es an: Wir müssen ehrlich sein vor ihm und ihm diejenigen Dinge im Gebet vorlegen, von denen wir ganz genau wissen, dass sie nicht in Ordnung sind. Meist sind es Situationen, die auch unser Gewissen belasten. Es kann damit zusammenhängen, dass wir anderen Menschen Unrecht getan haben, und uns das auch bewusst ist. Oder, dass wir oft andere „Götter“, wie zum Beispiel Geld, Ansehen, Freizeit, wichtiger nehmen als ihn.
Es ist das Zentrale der biblischen, christlichen Botschaft, wenn Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder“. Er sucht also nicht Leute, die ein hohes „Punkte-Konto“ haben, sondern die vor ihm ehrlich genug sind, ihre Schwächen und ihr Versagen zuzugeben, und die sich im Glauben von ihm verändern lassen wollen. Nicht so verkehrt bleiben wollen wie man ist, das ist es, was Gott an uns liebt.
Verfasst von Katharina Schnelzer am 20. Juli 2019.